Suche

Top Themen

  • Quartiersflyer "Deck-Blatt"

    Neue Nachrichten aus der High-Deck-Siedlung und umfassende Informationen über Beratungsstellen und Ansprechpartner im Quartier finden Sie jeden Monat im "Deckblatt". Sie erhalten den Quartiersflyer in gedruckter Version in ihren Briefkasten oder können ihn auf unserer Website herunterladen. [mehr]
Sie befinden sich hier: Startseite / Info

„Werni’s Western Welle“: Aus dem Michael-Bohnen-Ring in die Welt

Werner Hinze engagiert sich seit 2018 im Quartiersrat und hat auch schon einmal mit der „Küche der Nationen“ im Nachbarschaftstreff „mittendrin“ gekocht. Aber die langjährige Leidenschaft des seit einem Jahr pensionierten ehemaligen Beamten im Verwaltungsdienst der Post ist sein privates Studio, von dem aus er selbstmoderierte Musikprogramme via Internet in die ganze Welt sendet.

Angefangen hat er mit „Werni’s Western Welle“ im Dezember 2000. Damals waren Webradios noch ganz neu. Mit „gerade mal vier eigenen Scheiben“ und von Freunden und Kollegen geliehenen CDs“, erzählt Hinze, habe er seine Zweitkarriere gestartet und sich den lang gehegten Traum einer eigenen Radiosendung erfüllt. Für das Genre Country habe er sich entschieden, weil seine Frau es so gern hört. Immer dienstags um 19 Uhr – mittlerweile ab 20 Uhr – geht er auf Sendung und eroberte sich bald ein Publikum, das über Länder und Kontinente verstreut ist. Er macht sich einen Namen, wird von einem amerikanischen Label mit Platten bemustert und lernt Musikerinnen und Musiker kennen. Eins der vielen Highlights, von denen er zu berichten weiß, ist ein Interview, das er mit Timothy B. Schmit von den legendären Eagles geführt hat.

Seit 2007 ist „Werni’s Western Welle“ Bestandteil der „German Internet Radio Association“ (GIRA), deren Sendeleiter und Chefmoderator Hinze ist. „Wir sind ein richtiger Sender mit vier Studios in ganz Deutschland.“ Neben Hinze in der Neuköllner High-Deck-Siedlung senden Siggi und Claus-Peter aus ihrem Studio in Leese, der Country-Sänger Tex Lee aus Augsburg und Hinzes Sohn DJ Crazy Chris aus Schneverdingen. Auch Gastmoderatoren können sich gern einbringen. Da die Beteiligten ihren Sender als privates Hobby betreiben, halten sich die Kosten, die fürs Hosting und die Lizenzrechte bei GEMA und GVL anfallen, im Rahmen; jeder Moderator beteiligt sich derzeit mit einem geringen monatlichen Betrag an der Finanzierung.

Wichtig ist Hinze, dass alles, was gesendet wird, live ins Netz geht. Was für ihn vor allem zählt, ist die Nähe zu den Hörern, die sich mit Anrufen und E-Mails in die Sendungen einbringen können. Das Konzept geht so gut auf, dass Sendungen auch schon mal zur Gänze ins Programm eines Senders in Nashville, der Heimstatt des Country, übernommen worden sind.

Weil die Konkurrenz über die Jahre immer weitergewachsen ist und es heute tausende von privat betriebenen Internetradios gibt, ist das Publikum mit der Zeit wieder kleiner geworden. Das ändert aber nichts am Anspruch von Hinze und seinen Mitstreitern. Denn die Hörer, die sie erreichen, sind treu. Für sie denkt sich Hinze immer wieder neue Formate wie ein CD- oder Schallplatten-Bingo aus und lässt sich auch mal zu abstrusen Wetten überreden, für die er schon so manchen Preis hat zahlen müssen – etwa mit einem Tattoo an pikanter Stelle. „Aber Wettschulden sind Ehrenschulden“, sagt er.

So bleibt zu hoffen, dass er noch lange weitermacht. Schließlich befinden sich noch interessante Formate wie die Literatursendung „Erotisches zur Nacht“ in Planung. Die wird es selbstverständlich erst nach 22 Uhr geben, wenn keine Jugendlichen zuhören können. Denn in seiner Funktion als GIRA-Sendeleiter ist Hinze auch dafür verantwortlich, dass zwar alle Moderatoren ihre Programme gestalten können, wie sie wollen, dabei aber immer ethische Standards eingehalten werden.

Nur eins könnte (neben dem Engagement fürs Quartier) Hinzes Begeisterung für sein Radio momentan zumindest zeitlich einschränken: seine zweite große Leidenschaft. Seit einigen Jahren geht er, wie er sagt, „den Weg des Indianers“, genauer gesagt den eines Cheyenne. Und den spielt er nicht, sondern er lebt in dieser Rolle. So nimmt er unter anderem am „Marsch der Geschichte“ in Boitzenburg und am „Country- und Truckerfest“ in Friedersdorf teil. Neben der Einstellung müssen da bei Outfit und Accessoires, wie Tomahawks, Zelten und Federschmuck, die Details stimmen, weshalb auch dieses Hobby eine Menge Zeit verschlingt.

Text und Bilder: H. Heiland